Rundgang
 Das Bauwerk 

Der St. Petri Dom in Bremen ist die älteste Kirche Bremens. Zurückgehend auf Vorgängerbauten des 8. – 10. Jahrhunderts, wurde die bestehende Kirche im 11./12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut, im 13./14. und 16. Jahrhundert im gotischen Stil erneuert und im 19. Jahrhundert baulich bedeutend erweitert. 

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Der Dom - Rundgang

Ostkrypta

Dieser einheitlich frühsalische Raum ist in seiner ursprünglichen Gestalt unverändert geblieben. Schon Erzbischof Bezelin wird ihn 1042 angelegt und Erzbischof Adalbert die Bauarbeiten fortgesetzt haben.

Der älteste Raum des Doms
Unter Erzbischof Liemar (+ 1101) erhielt die Ostkrypta ihre endgültige Gestalt. Im Zuge der zweiten großen Domrestaurierung fand der Altar 1984 seinen Platz wieder am ursprünglichen Ort – direkt unter dem Altar des Hochchors im Dom – im von vier romanischen Säulen getragenen Mitteljoch der Ostkrypta.

Besondere Beachtung verdienen die Kapitelle der Säulen im Altarbereich. Hier wird ein bedrohlicher Tierkampf von achtblättrigen Blüten in Schach gehalten; die Zahl acht symbolisiert die Auferstehung nach dem Tode. Die mit einem Schachbrettmuster versehenen Kämpfer lassen auf lombardischen Einfluss schließen.

Raum der Stille
Die von dem Bildhauer Ernst Gorsemann 1939 geschaffene Grabplatte für Erzbischof Adalbert (1043 – 1072) im Nordosten der Krypta erinnert an den 1043 zum Erzbischof von Hamburg-Bremen geweihten Adalbert von Goseck, einen Mann von äußerst markantem Charakter, dessen Leben von grandiosem und tiefem Scheitern geprägt war.

Seit einigen Jahren hat die Domgemeinde in der Ostkrypta den „Raum der Stille“ geschaffen, der zu Ruhe, Einkehr und Gebet einlädt. Auch das wöchentliche Herzensgebet findet hier statt.

Westkrypta

Die romanische Westkrypta des St. Petri Doms ist nach der Ostkrypta der zweitälteste erhaltene Raum des Doms. Sie wurde im Jahre 1066 von Erzbischof Adalbert geweiht.

Vielfach veränderter Bau
Ihr beträchtliches Alter ist der Westkrypta auch äußerlich anzumerken: unregelmäßig geschichtetes Mauerwerk, Säulenkapitelle mit eigenartigem steinernem Flechtwerk und Tierdarstellungen unterstreichen den altertümlichen Raumeindruck. Im 13. Jahrhundert wurde die Krypta nach Westen erweitert, während sie wiederum im 16. Jahrhundert einen Teil im Osten einbüßte. Die an den Wänden erkennbaren Fundamente des Vorgängerbaus machen den Raum historisch besonders spannend.

Faszinierende Ausstattung
Dazu tragen auch einige besonders kostbare historische Kunstwerke bei: das Steinrelief eines thronenden Christus mit Schlüssel und Bibel aus dem 11./12. Jh. Versinnbildlicht die Bedeutung des St. Petri Doms als mittelalterliche Missionskirche und ist das älteste erhaltene Steinbildnis am Dom. Am großen Bronzetaufbecken auf vier Löwenreitern aus dem 13. Jahrhundert finden auch heute noch viele Taufen statt, dabei erklingt die graziöse kleine Orgel des Orgelbaumeisters Gottfried Silbermann aus dem 18. Jahrhundert.

Hochchor

Der Hochchor liegt oberhalb der Ostkrypta. Bis ins 19. Jahrhundert befand sich hier das prächtige Chorgestühl. Wechselnde Altäre und Umbauten prägten sein Erscheinungsbild.

Ort des Hauptaltars
Vor der Reformation wurde das Abendmahl am Hauptaltar auf dem Hochchor durchgeführt. Doch auch nachdem die Feier des Abendmahls nach der Reformation an den Mittelaltar verlegt wurde, waren auf dem Hochchor eindrucksvolle Altäre aufgestellt. Überreste von ihnen befinden sich in Form von Schnitzfiguren im Nordschiff und im Dom-Museum.

Ein wunderschöner Rahmen für Hochzeiten!
Bei der Ausmalung des Doms im frühen 20. Jahrhundert wurde der Ostchor besonders prächtig ausgestaltet. Das Mosaik an der Ostwand erinnert daran, dass dies einst der Ort für das Abendmahl war. Heute jedoch geben sich vor allem Brautpaare an dieser Stelle das Ja-Wort. Die Traugesellschaft nimmt dann auf der Vierung Platz und wird gesäumt von eindrucksvollen Bronzeplastiken auf dem Chorgitter von H.G. Bücker.

Die Fenster

Die Fenster des Doms waren immer wieder Veränderungen ausgesetzt. Als 1638 der Südturm einstürzte, dürfte dies keine der mittelalterlichen Scheiben überlebt haben. In der Folge war der Dom mit schlichten Fenstern versehen. Im 19.Jahrhundert bekam er aufwändige Fenster mit figürlichen Darstellungen, die jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Leuchtende Farben in Ost und West
Im Zuge des Wiederaufbaus wurden 1951 zunächst die sechzehnteilige Fensterrose in der Westfassade und die 3 Ostfenster des Hohen Chors von Georg K. Rohde aus Worpswede geschaffen Rode hatte schon an den Vorkriegsfenstern mitgewirkt. Abendlicht lässt die Blautöne der Rosette besonders kraftvoll leuchten.

Biblische Geschichten und schlichte Eleganz
Die Fenster in den Kapellen des Südschiffs gestalteten 1953 Charles Crodel und ab 1961 Robert Rabold aus München. Während Rabold Texte des Alten Testaments verbildlicht, schließt Crodel die Folge mit der Darstellung Weihnachtens ab. Zwischen 1970 und 1987 erhielt Gerhard Bücker aus Vellern den Auftrag zur Verglasung der Fenster in den Krypten, dem gesamten Nordschiff, den Obergaden des Mittelschiffs und des Ostchors. Die schlichten grauen Fenster fügen sich mit würdevoller Zurückhaltung in die alten Gemäuer. Die einzige bildliche Darstellung zeigt den Apostel Petrus im Obergadenfenster der Westempore.

Die Domportale mahnen uns

Die Türen des St. Petri Doms sind 1891 von dem Kölner Künstler Peter Fuchs entworfen worden. Das linke Portal zeigt Szenen aus dem Alten Testament, das rechte aus dem Neuen Testament. Verschiedene Darstellungen der Israeliten und Juden tragen deutlich antisemitische Züge. Darin nehmen die Domtüren das christliche Kunstverständnis ihrer Zeit auf.

Die Domportale mahnen uns
Die St. Petri Domgemeinde ist sich bewusst, dass es sich hierbei um christliche Antijudaismen handelt. Sie weiß um die Shoa und das schwere Leid, das Jüdinnen und Juden zugefügt wurde. Auch unsere Gemeinde hatte daran ihren Anteil. Heute fühlt sie sich verpflichtet, das Verständnis zwischen Judentum und Christentum zu fördern.

Eine Aufforderung an jeden von uns
Daher versteht die St. Petri Domgemeinde diese Portale als Mahnmal. Es fordert dazu auf, sich Diskriminierungen aus ethnischen und religiösen Gründen bewusst zu machen und sie entschieden zurückzuweisen.

Das Chorgestühl

Vom Chorgestühl, das unterschiedliche Künstler um 1360/80 aus Eichenholz schufen, sind noch neun Seitenwände (Wangen) erhalten, die schwenkbar in einer Seitenkapelle angebracht sind. Diese Sitzreihen waren ausschließlich den Mitgliedern des Domkapitels und der Domgeistlichkeit vorbehalten.

Im 19. Jahrhundert entfernt
Die Entstehungszeit dieses Chorgestühls umfasste vermutlich mehrere Jahrzehnte. Um 1360 begonnen, wurde dieses Gestühl in zwei Sitzblöcken mit je vier Reihen zu beiden Seiten des Chors aufgestellt. Die reich verzierten Wangen zeigten Szenen aus der Heilsgeschichte, wobei sich Ereignisse aus dem Alten und dem Neuen Testament gegenüberstanden. Erst 1823 wurde das gesamte Chorgestühl bei Restaurierungsarbeiten entfernt. Dem damaligen Dombaumeister ist es zu verdanken, dass bis heute wenigstens 9 der ursprünglich 38 Wangen erhalten blieben.

Reichhaltiges Bildprogramm
Die Reliefschnitzereien an den restaurierten Fragmenten zeigen Szenen aus dem Leben Christi, unter anderem die Geburt, die Anbetung der Heiligen drei Könige, die Kreuzigung und die Auferstehung.
Ebenfalls der Bibel entnommen sind Motive aus der Schöpfung und dem Exodus, aus der weniger bekannten Geschichte der Makkabäer, sowie Darstellungen verschiedener Heiliger.

Die Kanzel

Als der Dom 1638 nach über 70 Jahren der Schließung endlich gegen den Willen des Rates wieder geöffnet wurde, galt die Errichtung einer prächtigen, barocken Kanzel in der Mitte des Doms als deutliches Zeichen für das lutherische Bekenntnis. Sie wurde von Bremens letztem Erzbischof, der überzeugter Lutheraner war, in Auftrag gegeben.

Ein Werk des dänischen Hofbildhauers
Die Kanzel ist ein Werk des dänischen Hofbildhauers Jürgen Kriebel. Wie aus einem reichen Wurzelwerk sprießt der üppig verzierte Kanzelkorb, geschmückt von fast vollplastischen Figuren der Propheten des Alten Testaments und den biblischen Urvätern Abraham, Moses und Salomo. Den ebenfalls reich verzierten Schalldeckel krönt die Figur des auferstandenen Christus mit der Siegesfahne. Zu seinen Füßen befinden sich Darstellungen der Apostel. Den Treppenaufgang schmücken die vier Evangelisten und König David.

Politische Botschaft im Figurenschmuck
Mit der Darstellung König Davids ließ Erzbischof Friedrich, der später den dänischen Thron bestieg, seinem Urgroßvater ein Denkmal setzen. Dieser hatte als dänischer König das Luthertum in Dänemark durchgesetzt, so wie Friedrich es nun am Dom tat.

Epitaphe

Die steinernen Gedächtnistafeln zu Ehren verstorbener Würdenträger sind signifikante Attribute der protestantischen Kirche des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie befinden sich überwiegend an Pfeilern und Wänden des Kircheninnenraumes.
Die Gedenktafeln, die, unabhängig von der eigentlichen Grabstätte, durch ihren großen bildnerischen und symbolischen Aufwand entscheidend zur künstlerischen Gestaltung des Kirchengebäudes beitragen, behandeln meist Themen wie den Tod, das Jüngste Gericht oder die Auferstehung.

Mutterliebe
Eine bemerkenswerte Arbeit ist das Epitaph für den 1518 verstorbenen Domherren Dr. Gerhard Brandis.
Die kniende Gestalt des Verstorbenen, aus dessen Mund sich ein Spruchband entrollt, wird der Marienfigur mit dem Jesuskind gegenübergestellt. Liebevoll küsst Maria das Kind in ihren Armen, eine Innigkeit, die man auf Darstellungen dieser Zeit selten findet.
In den seitlichen Nischen stehen Petrus mit dem Schlüssel, der Bibelübersetzer Hieronymus mit dem Löwen, der Apostel Matthäus mit dem Schwert und der Hl. Benedikt mit Bischofsstab. In diesem Kunstwerk manifestiert sich schon eindeutig der Einfluss der Frührenaissance, der sich in den Rundbögen, der Säulenarchitektur und den Fruchtgehängen ausdrückt. Der in der Mitte herabhängende Granatapfel ist ein aus der italienischen Kunst übernommenes Mariensymbol.

Anfänge der Reformation am Dom

Das religiöse Verständnis des ersten evangelischen Domherren, Segebade Clüver (†1547), lässt sich auf dem für ihn geschaffenen Epitaph ablesen. Der darauf dargestellte Gnadenbrunnen zeigt Erlösung als göttliches Geschenk. Sie ist nicht mehr von der Fürbitte Dritter abhängig wie in vorreformatorischen Zeiten.
Ein zweistöckiger Brunnen speist sich aus dem Blut des gekreuzigten Jesus. Im oberen Teil befinden sich Adam und Eva, mit denen die Sünde in die Welt kam.
Im unteren Becken, als „Kirche Christi“ bezeichnet, finden sich die betenden Gläubigen, denen die Erlösung zuteilwird. Auf diese Erlösung hofft auch Clüver, der neben dem Brunnen im Gebet dargestellt ist.
Im Hintergrund verweisen Stadtansichten auf die irdische Welt und das himmlische Jerusalem. Durch eine Windmühle ist auch ein norddeutscher Bezug vorhanden.
Die zwei Stockwerke des Brunnens lassen sich als Kombination von Abendmahlskelch und Taufbecken deuten und verweisen somit auf die beiden evangelischen Sakramente. Das Epitaph illustriert somit eindrucksvoll den Einzug der Reformation am Bremer Dom.

Freiherr von Knigge

Im südlichen Seitenschiff des Doms befindet sich das Grab von Freiherr Knigge. Dieser wurde am 16. Oktober 1752 auf Gut Bredenbeck nahe Hannover geboren. Seine Eltern starben sehr früh und hinterließen ihrem Sohn das hoch verschuldete Gut, das bald darauf in die Hände der Gläubiger fiel. Freiherr Knigge war Zeit seines Lebens gezwungen, sich und seine Familie durch seine Arbeit zu unterhalten. Nachdem er 1773 die wohlhabende Henriette von Baumbach geheiratet hatte, nahmen die Eheleute zeitweise Kinder zur Pflege an. Freiherr Knigge, der Jurisprudenz und Kameralwissenschaften in Göttingen studierte, nahm nacheinander verschiedene Dienste in ganz Deutschland an. Daneben kümmerte er sich um seine schriftstellerische Laufbahn.

Ein Revolutionär in Bremen
Sein 1788 erschienenes Buch „Über den Umgang mit Menschen“, unmittelbar mit dem Namen Knigges noch heute verbunden, offenbart den allen seinen Werken innewohnenden Geist der Aufklärung und des Strebens nach politischer Freiheit. Dies brachte Knigge den Ruf ein, ein unbequemer Revolutionär in der spätabsolutistischen Welt zu sein. Im September 1790 wurde Freiherr Knigge Hannoveraner Oberhauptmann in Bremen. Das Herzogtum Bremen war zu der Zeit dem Kurfürsten von Hannover unterstellt, und somit gehörte Bremen zur großbritannischen Monarchie. Zu seinen Tätigkeiten in Bremen gehörte auch die Aufsicht über die Domkirche und die angeschlossene Domschule. Knigge nahm seine Pflichten sehr ernst und kümmerte sich darüber hinaus besonders um die Witwen und Waisen in der Kirchengemeinde. Zudem war er an der Eröffnung des ersten Bremer Theaters im Jahre 1792 beteiligt.

Im Dom beerdigt
Sein politisches Engagement riss auch in Bremen nicht ab. Noch im selben Jahr musste Freiherr Knigge gegen den Hannoveraner Leibarzt Johann Heinrich Zimmermann klagen, der ihn der Mittäterschaft an der Verbreitung des Geistes der Französischen Revolution in Deutschland bezichtigte. Durch die immerwährenden Anschuldigungen geschwächt und zudem schwer nierenkrank, verstarb Adolph Freiherr Knigge am 6. Mai 1796 in Bremen, wo er im Dom beigesetzt wurde. Seine Frau und Tochter verließen erst zwei Jahre später die Stadt, da seine Tochter Philippine im Dom bei dem Grab ihres Vaters getraut werden wollte.

Dom - Maus

Die Dom-Maus ist in Bremen genauso bekannt wie die Stadtmusikanten. Man findet sie auf dem Ostchor am Fuße des Portals an der rechten Seitenwand.

Ursprünglich saß die Maus vor dem Dom
Die beiden Rundbogenportale an der rechten und linken Seitenwand des Ostchors stammen aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts (1060 – 1100) und waren ursprünglich die Eingangsportale außen an der alten Westfront des Doms zum Marktplatz hin. Als um 1220 die heutige Westfront mit 2 Türmen neu errichtet wurde, versetzte man die beiden Portale nach innen in den Ostchor, weil hier Kapellenanbauten geplant waren.

Die niedliche Maus war ein Symbol für das Böse
Die Maus war im Mittelalter ein Symbol für Hexen und Teufel, die – als Bannung des Bösen – am Betreten der Kirche gehindert werden sollten. Parallelen zur Bremer Dom-Maus aus dem 11. und 12. Jahrhundert gibt es u. a. in Moissac (Südfrankreich), Girona (Nordspanien), Salerno (Italien) und Vezelay (Burgund/Frankreich). Das seit vielen Jahren verbreitete Märchen, dass die Dom-Maus ein „Erkennungszeichen für Handwerker“ gewesen sei, ist falsch und kann aus der Literatur nicht belegt werden. Es ist Bremer „Mäuse-Latein“!